Konzert 22. Dezember 2023

LZ 23. Dezember 2023

Am Freitagabend im KKL war es wieder soweit: Das traditionelle Weihnachtskonzert beschliesst das dem Bachsohn Johann Christian Bach («Gloria», «Magnificat») und dem Klarinettensolisten Dimitri Ashkenazy gewidmete Konzertjahr 2023 des Bach Ensembles Luzern. Er widmet sich, dem Namen entgegen, auch anderen Komponisten als Johann Sebastian und seinen zahlreichen Söhnen. Am Freitag zum Beispiel Mozart. Im Gegensatz zur Accademia Barocca Lucernensis, die sich auf die historisch informierte Aufführung von Barockmusik spezialisiert hat, pflegt das Bach Ensemble weiterhin die Interpretation auf zeitgenössischen Instrumenten. Das heisst aber nicht, dass die Eleganz abhanden kommt; vor allem in solistischer Besetzung überzeugt das Orchester, Chor und Solistenquartett singen in vorweihnachtlicher Harmonie.

Der Name Ashkenazy ist kein unbekannter, gerade in der Zentralschweiz. Vladimir Ashkenazy, russischer Pianist mit isländischer Frau und Staatsbürgerschaft, siedelte in den 70er-Jahren nach Meggen um und prägte seither die Schweizer Musiklandschaft. Zwei seiner Söhne wurden ebenfalls Musiker, einer davon der Instrumentalsolist des Abends, der Klarinettist Dimitri Ashkenazy. Nebst Auftritten weltweit spielt auch er regelmässig in der Schweiz und im KKL.

Mit Mozarts Klarinettenkonzert präsentiert er ein Kernwerk der Klarinettenliteratur. Im Sitzen spielend fügt er der im Stück angelegten Schlichtheit eine Dimension von Introspektion hinzu. Das unaufgeregte Highlight des Abends.

(dst)

Dramatisch bis unbeschwert

Bach Ensemble Luzern: Archaisches Requiem, verspielte Klarinette


Das Bach Ensemble Luzern widmet seine Saison dem jüngsten Bach-Sohn und der Klarinette. Und wartete mit einer Überraschung aus dem Kloster Einsiedeln auf.

Gerda Neunhoeffer 27.03.2023, 13.58 Uhr



Dramatisch bis unbeschwert

 

Opernhafte Dramatik wechselt mit gefühlvollen Bitten in der Missa da Requiem von Johann Christian Bach, dem jüngsten der Bach-Söhne. Das Stimmenmaterial dieses Requiems wurde dankenswerterweise vom Kloster Einsiedeln zur Verfügung gestellt und es erklingt wohl zum ersten Mal in der Schweiz. Franz Schaffner und das Bach Ensemble Luzern widmen diesem auch «Mailänder Bach» genannten Komponisten die Konzerte dieser Saison. Dazu erklingt jeweils ein Klarinettenkonzert, das Dimitri Ashkenazy interpretiert.



Der Klarinettist ist Luzern schon seit seinem Studium, das er 1993 mit Auszeichnung abschloss, verbunden. Tänzerisch wirken die schnellen Sätze im Klarinettenkonzert Nr. 10 B-Dur von Carl Stamitz, verspielt und gesanglich webt Ashkenazy lang schwingende Tongirlanden über das Orchester. Es ist ein heiteres Miteinander der Instrumente, leicht und virtuos, unbeschwert und harmonisch.

 

Welch ein Gegensatz zum Beginn des Konzertes am Sonntag in der vollbesetzten Franziskanerkirche. Introitus und Kyrie des Requiems klingen archaisch. Man hört die Meisterschaft des Bach-Vaters in den kontrapunktischen Verzahnungen durch. Dann aber, nach dem Klarinettenkonzert, entfaltet sich die ganz eigene Tonsprache Johann Christian Bachs. Das Orchester spielt die heftig dramatische Einleitung zum «Dies Irae» wie eine Opern-Ouvertüre, der achtstimmige Chor setzt leise ein und entfaltet in enormer Steigerung grossen Klang. Franz Schaffner verbindet die zwölf Teile nahtlos miteinander, Solisten und Chor wechseln sich organisch ab. Der junge Bassist Benjamin Widmer singt das «Quantus tremor est futurus» mit klarer Stimme und sonorer Tiefe über den Violinen, die das Zittern lautmalerisch wiedergeben. Immer wieder wird der Text in der Musik deutlich nachgebildet. Die Solisten (Barbara Böhi, Sopran; Gianna Lunardi, Alt und Tenor Hans-Jürg Rickenbacher) passen zur opernhaften Musik und ergänzen sich auch gut im Quartett. Der Chor meistert die verzahnten Fugen mühelos, artikuliert klar und deutlich. Eine rundum gelungene Aufführung.

 

Gerda Neunhoeffer

 

Hinweis: www.bachensembleluzern.ch