Maria C. Schmid
Maria C. Schmid

Musik verzaubert die Weihnachtszeit

Gastbeitrag der Sopranistin Maria C. Schmid

Jedes Jahr bin ich fasziniert, was die Weihnachtszeit mit uns Menschen macht. Musik ist plötzlich in Geschäften, bei Strassenmusikanten und auf dem Konzertparkett in ähnlicher Art präsent. Es findet sich Platz für Geschichten und Bilder von Engeln, ursprünglichen, religiösen Ritualen. Wünsche und Taten, die über das Privatinteresse hinausgehen bekommen Raum und werden umgesetzt. Es ist eine Zeit, die viele Chancen in sich trägt, die durchaus ihren Schweif auch ins neue Jahr tragen lassen dürfte.


Sie kommen noch immer durch den aufgebrochenen Himmel, die friedlichen Schwingen ausgebreitet, und ihre himmlische Musik schwebt über der ganzen müden Welt…William Shakespeare


Viele Menschen erlauben sich in diesen Tagen Gedanken zu machen, was die Essenz des Lebens sein könnte.


Als Musikerin fallen Weihnachtskonzerte oft aus dem normalen Rahmen innerhalb des Konzertlebens. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen wiederholen sich Programme, zum andern erlebe ich ein anderes Publikum. Ich spüre die besondere Atmosphäre, wenn im Publikum mehr Menschen sitzen, die sich ausschliesslich in dieser Zeit klassischer Musik annähern. Es schenkt spezielle Freude zu merken, wie sich Menschen sehr bewusst ein solches Konzert leisten, um dem Vorweihnachtsstress zu entfliehen, eine Zäsur im Alltäglichen einzuschalten und sich für einmal mit Kultur ablenkenwollen  – Kultur, die es durch ihre Ablenkung schafftzuzulenken,hinzu Ruhe und Achtsamkeit.


Ich freue mich sehr, dass mir im diesjährigen Weihnachtskonzert des Bach Ensembles Luzern die Partie der Sopransolistin anvertraut ist. Das Programm war mir schon Seelenwärmer, bevor ich mich mit den Tönen vertraut gemacht habe.


Wenn keine Musik mehr da wäre, wenn ich nur ein einziges Musikstück mit mir im Kopf tragen dürfte….so würde ich ein Stück von Bach auswählen. Wahrscheinlich wäre es eine seiner Suiten für Cello – Solo….Bachs Musik schenkt mir Geborgenheit, Verlässlichkeit, zaubert ein Stück Ewigkeit in zeitliche Begrenzung, verleidet mir nie. Vater Bach hat einen besonderen Klangfaden gesponnen und von seiner Fähigkeit seinen Söhnen weitergegeben. So schätze ich mich glücklich ein Wunderwerk seines Sohnes Carl Philipp Emanuels mit interpretieren zu können.


Dazu ein Cellokonzert von Joseph Haydn – wie schön! Es erinnert mich so sehr an Festtage bei uns zuhause. Als Kind gehörte es zu unserem Familiensonntag, dass meine Eltern eine klassische Schallplatte auflegten. J. Haydns Cellokonzert in C-dur, Hob VIIb:1 wurde oft gespielt…bestimmt auch einmal zu Weihnachten. Die Klänge sind mir so vertraut und wecken entsprechend schöne Gefühle, Düfte, kostbare Erinnerungen. Haydns Violinkonzert in G-Dur, Hob. VIIa wurde mir als Teenagerin zum erstrebenswerten Stück, das ich auf der Geige spielen können wollte. Wenn ich heute nur noch zu Weihnachten in der Familie meine Geige hervornehme, so spiele ich immer zuerst den Anfang dieses Konzertes. Dieses hat sich mir einfach eingebrannt. Ein paar Takte gehen immer….Haydns Musik liebe ich auch als Sopranistin sehr …dachte ich mir doch im Studium, wenn ich niemals Haydns Schöpfung singen könnte, so hätte ich mein Sängerinnenleben verwirkt….Glücklicherweise zählt dieses Werk zu jenen, die ich am meisten gesungen habe.


Ich wünsche mir für dieses Konzert, dass wir Musizierende zusammen mit dem Publikum eine Sternstunde erleben können, die uns mutig macht, den guten Schweif von Weihnachten weiter zu tragen. Alles Störende könnten wir ja „kompostieren“, damit etwas Schönes daraus erwachse.


Lass den Himmel sich auf der Erde widerspiegeln, auf dass die Erde zum Himmel werden möge. Dschelai ed-Din Rumi


Maria C. Schmid